Mittwoch, 4. März 2015

Bitte seien Sie ruhig, Sie haben die falsche Meinung.

Ich bin eine Frau
Ich bin aufgeschlossen und tolerant.
Ich bin für Gleichberechtigung.
Ich bin für einen respektvollen Umgang miteinander.

Ich bin auch für die Diversität von Meinungen. Davon lebt nämlich unsere Gesellschaft. Davon lebt Demokratie. Es gilt alle von einer guten Sache zu überzeugen und sie nicht den Anderen aufzuzwingen.
Diesen Zwang nenne ich nicht Demokratie, das ist Diktatur.

Das Internet könnte ein so schöner Platz sein zum Meinungsaustausch, aber statt dessen ist es in einigen Bereichen ein Platz geworden an dem man sich lieber duckt und die Schnauze hält.
Was passiert, wenn man doch einmal den Mund aufmacht und seine Meinung äußert, sieht man an Tagen wie den Letzten.

Nicht die Ungleichheit in Job und Bildung, nicht das Problem der sexuellen Belästigung, nein nur solche Dinge wie die Debatte um politisch korrekte Ampelfrauchen in Hosenanzug wurde als Luxusproblem* bezeichnet. Die deutsche Direkthilfe stimmte hier zu und bekam promt die Retourkutsche.
Die Ironie ist hier erschlagend.

*Luxusproblem, das: 

[1] Problem, das aufgrund mehrerer guter Lösungsmöglichkeiten nicht schwerwiegend ist
[2] abwertend: Problem, das im Vergleich zu anderen Problemen eine untergeordnete Rolle spielt

Eine Organisation die sich unter anderem gegen die Benachteiligung von Müttern und Frauen einsetzt wird von feministischen Hardlinern angegriffen. Weil die deutsche Direkthilfe die Armut, Gewalt und Hoffnungslosigkeit die sie täglich miterleben schlimmer findet als die Ampelfigurendebatte. Es wurde ja nicht einmal dieser Debatte der Status eines Problems abgesprochen.

Damit ist die deutsche Direkthilfe nicht alleine. Schon viele Menschen, in meinem Umkreis überwiegend Frauen, wurden mit Hass bedacht, weil Sie eine eigene Meinung hatten.
Hallo Gleichberechtigung.
Man hat scheinbar als Frau nur das Recht auf eine politische Meinung, wenn man zu den Hardlinern gehört oder deren Segen hat. Andernfalls wird man niedergebrüllt auf eine Art und Weise die nichts mehr zu tun hat mit Meinungsfreiheit oder Diskussionskultur,

All der Hass der gestreut wird, schadet leider der eigentlich guten Sache.
Früher hätte ich gerne gesagt: Ja, ich bin für Gleichberechtigung. Ja ich bin Feministin.
Den zweiten Satz habe ich schon lange gestrichen. Ich möchte mich einfach nicht zu einer radikalen Gruppe zählen.

Und nun sitze ich hier und überlege, ob ich diesen Post wirklich veröffentlichen sollte.
Ich habe Angst meine Meinung zu äußern, weil ich einen Shitstorm befürchten muss. Weil ich nicht radikal genug bin.
Getreu dem Motto: "Wenn du nicht auf unserer Seite bist, bist du auf der des Feindes."

Ich bin eine Frau
Ich bin aufgeschlossen und tolerant.
Ich bin für Gleichberechtigung.
Ich bin für einen respektvollen Umgang miteinander.

Ich bin keine Hardlinerin.
Ich bin kein Misogyn.

Ich will euch eure Meinung nicht absprechen.
Ich will meine Meinung nicht abgesprochen bekommen.

Wäre es nicht besser sich auf einem großen Nenner zusammen zu raufen und in einer Mehrheit die großen Probleme mit Schwung anzugehen, statt sich in diverse Lager zu zerteilen, zerstritten in Detailfragen, und sich gegenseitig zu bekriegen?

Denkt hierüber bitte einmal still nach, ganz für euch und zerbrecht euch nicht den Kopf über die Probleme sondern um die gemeinsamen Lösungen.